Leitungen im Bereich der Abwasserentsorgung müssen in Deutschland vor der Inbetriebnahme einer Abnahmeprüfung unterzogen werden. So wird die sachgemäße Ausführung der Baumaßnahmen und die Dichtheit des Leitungssystems nachgewiesen. Zu diesem Zweck gibt es unterschiedliche Verfahren, welche je nach Aufbau des Leitungssystems ausgewählt werden können. In diesem Artikel geht es um Dichtheitsprüfung im Pegelmessverfahren.
Automatische Prüfberichte
Die Abnahmeprüfung muss nach dem vom Eigentümer des Netzwerks (Auftraggeber) oder vom Planer festgelegten Verfahren durchgeführt werden. Geltende Regeln zu diesem Bereich liefert die DIN EN 1610: Einbau und Prüfung von Abwasserleitungen und -kanälen. So ist in dieser Norm festgelegt, dass eine Prüfung auf Dichtheit von neu verlegten Rohrleitungen, Schächten und Kanälen im Abwasserbereich entweder mit Luft (Verfahren „L“) oder mit Wasser (Verfahren „W“) durchgeführt werden muss.
Weitere Anforderungen aus den Normen und Details zum Bereich des Abwassernetzes haben wir bereits in einem früheren Blog-Artikel zusammengefasst: DIN EN 1610 – Dichtheitsprüfung von Abwasserleitungen
Im Folgenden möchten wir uns auf die Dichtheitsprüfung mit dem Verfahren „W“ konzentrieren, welche wir am Beispiel unserer Messtechnik auf Basis des smart memo erklären.
Ergebnisse digital abrufen
Das smart memo ist ein universeller Druckprüfkoffer zur Durchführung von Druckprüfungen oder Dichtheitsprüfungen. Über die individuelle Konfiguration unterschiedlicher Software-Optionen bietet es die Möglichkeit, Prüfungen gemäß eines bestimmten Regelwerks bzw. einer Norm durchzuführen. Der Benutzer wird dabei über menügeführte Prozesse durch die einzelnen Phasen der Prüfung geleitet. Alle Details und Anforderungen der jeweiligen Norm sind in das smart memo einprogrammiert und werden bei der Durchführung berücksichtigt. Abschließend erhält der Anwender einen vollständigen, regelwerkskonformen Prüfbericht inklusive einer Bewertung der Prüfung. Der Prüfbericht ist direkt digital verfügbar und kann über das Online-Portal Esders Connect jederzeit und von überall abgerufen werden.
Für die Prüfung an Abwasserleitungen liefert die Option Abwasser EN 1610 die passenden Prüfabläufe zur Durchführung von Dichtheitsprüfungen. In dieser Option sind folgende zwei Prüfungen enthalten: Das Abwasser Verfahren Luft (laut Norm: Verfahren „L“) und das Abwasser Verfahren Wasser (laut Norm: Verfahren „W“).
Dichtheitsprüfung mit Wasserdruck als Pegelmessverfahren
Zur Durchführung einer Dichtheitsprüfung im Pegelmessverfahren gemäß DIN EN 1610 oder DWA-A 139 ist im smart memo das „Abwasser Verfahren Wasser“ vorgesehen. In diesem Verfahren gibt es keine regulatorischen Unterscheidungen zwischen den beiden Regularien, sodass sich in der Durchführung nur die Bezeichnung der Prüfung ändert. Zu beachten ist aber, dass gemäß DWA-A 139 Schächte ausschließlich mit Wasser geprüft werden dürfen, gemäß DIN EN 1610 wäre theoretisch auch eine Schachtprüfung mit Luft erlaubt.
Unterschiedliche Voraussetzungen für die Dichtheitsprüfung
Das DIN EN 1610 Verfahren W kann für einen einzelnen Rohrleitungsabschnitt sowie für einzelne oder mehrere Schächte/Inspektionsöffnungen mit einer oder mehreren angeschlossenen Rohrleitungen angewendet werden. Maximal sind über das Gerät zwei Schächte/Inspektionsöffnungen und drei Rohrleitungsabschnitte auswählbar. Um die Dichtheitsprüfung im Pegelmessverfahren durchführen zu können, ist mindestens ein Schacht bzw. mindestens eine Inspektionsöffnung erforderlich. Die Prüfung einer einzelnen Rohrleitung im DIN EN 1610 Verfahren W benötigt eine andere Ausrüstung und wird zu einem anderen Zeitpunkt in einem weiteren Beitrag behandelt.
Die Durchführung
Zunächst wird der Prüfraum für die Dichtheitsprüfung im Pegelmessverfahren über passende Dichtkissen und mindestens ein Prüfdichtkissen abgesperrt und vollständig mit Wasser gefüllt. Anschließend wird der Wasserpegel im Schacht (oder in der Inspektionsöffnung) mithilfe einer Pegelsonde kontrolliert. Nach einer notwendigen Beruhigungsphase – z. B. während sich Temperaturen von Wasser, Prüfraum und Messtechnik angleichen – folgt eine 30-minütige Prüfphase. Dies zeigt folgende Abbildung:

Da es sich bei diesem Verfahren um eine Art Wasserverlustmessung handelt, sollte der Wasserpegel in der Prüfphase aufrechterhalten bzw. zum Ende der Prüfung wiederhergestellt werden. Das zur Wiederherstellung benötigte, zugeführte Wasservolumen muss gemessen werden und wird zur Bewertung der Prüfung herangezogen. Sollte das zugeführte Wasservolumen größer als das in der Norm zulässige Wasservolumen sein, gilt die Prüfung als nicht bestanden. Die Grenzwerte für das Wasservolumen sind von der Art des Prüfraums und der benetzten, inneren Fläche abhängig. Im smart memo sind bereits alle zur Berechnung der Grenzwerte notwendigen Daten vorhanden, sodass die Bewertung der zugeführten Wassermenge automatisch zum Ende der Prüfung erfolgt.
Wie funktioniert die Pegelhaltung bzw. Pegelwiederherstellung?
Für die Bewertung der Prüfung muss der Pegel zu Beginn der Prüfphase aufrechterhalten oder zum Ende der Prüfung wiederhergestellt werden. Dies kann im smart memo „manuell“ durchgeführt werden. Dabei füllt der Anwender einfach mithilfe eines Messbechers Wasser in den Schacht ein. Das Nachfüllen kann bereits schrittweise während der Prüfphase oder einmalig im Anschluss an die Prüfphase durchgeführt werden („Phase Pegelwiederherstellung“). Die Menge des zugeführten Wassers sollte in jedem Fall notiert werden, da das Wasservolumen am Ende der Prüfung im smart memo eingetragen werden muss. Dafür zeigt das Gerät eine entsprechende Abfrage an.
Automatisches Nachfüllen mit smart level control
Zur Vereinfachung dieser Prüfung haben wir den Prozess der Pegelhaltung und Wasservolumenmessung automatisiert und bieten dafür das optionale Modul smart level control an. Sobald der Wasserpegel in der Prüfphase unter einen bestimmten Grenzwert fällt, wird durch die smart level control automatisch eine passende Wassermenge nachgefüllt und das zugeführte Wasservolumen gemessen. Durch die Verwendung der smart level control läuft die Prüfung nach Einrichtung der Messtechnik und Start der Messung vollautomatisch ab. Zum Abschluss wird ein regelwerkskonformer Prüfbericht mit Bewertung und zuverlässig ermittelten Messwerten erzeugt.
Ergebnisse per kabelloser Datenübertragung versenden
Zur Durchführung dieser Prüfung ist ein smart memo mit freigeschalteter Option Abwasser EN 1610 erforderlich. Das smart memo führt in einem automatisierten Ablauf durch die Prüfung, stellt Messdaten und -verläufe dar und speichert sowie dokumentiert alle relevanten Prüfungsdaten. Zur digitalen Übertragung der Prüfungsergebnisse in das Portal Esders Connect kann die Option LTE-GPS verwendet werden. Somit können Daten direkt vom Gerät versendet werden. Zur Messdatenerfassung sind für die Prüfung passende externe Sensoren notwendig.
EDS2 Pegelsonde und Dreibeinstativ Pegelsonde
Für die Dichtheitsprüfung im Pegelmessverfahren ist eine EDS2 Pegelsonde erforderlich. Zur Positionierung über dem Prüfobjekt, z. B. einem Schacht, wird zusätzlich das Dreibeinstativ Pegelsonde benötigt. Die Pegelsonde kann am Dreibeinstativ eingeschraubt werden und wird nach erfolgreicher Positionierung des Dreibeinstativs mithilfe eines Teleskop-Mechanismus in den Prüfraum eingetaucht. Die Eintauchtiefe sollte ca. bis zur Kabelausführung an der Pegelsonde gewählt werden. Ein fest installiertes Anschlusskabel ist Teil der Pegelsonde. Es wird mit dem T-Verbindungsstück B11, welches am Dreibeinstativ fixiert ist, verbunden. Anschließend muss über ein zusätzliches Anschlusskabel B11 die Verbindung zum smart memo hergestellt werden.
Automatische Wiederherstellung des Wasserpegels
Als zusätzliches Modul zur Durchführung der Dichtheitsprüfung im Pegelmessverfahren bieten wir die smart level control. Zur Vermeidung von Fehlern bei der Durchführung und zur Automatisierung der Prüfung wird die Pegelhaltung bzw. Pegelwiederherstellung bei Verwendung der smart level control während der Prüfung automatisch durchgeführt. Sobald der Pegel unter einen vorgegebenen Grenzwert sinkt, wird der Pegel automatisch wiederhergestellt. Das zugeführte Wasser wird dabei mit einer Genauigkeit von 5 % gemessen. Der Messwert wird automatisch zur Prüfungsbewertung herangezogen und in das Prüfprotokoll übertragen.
Als Wasserreservoir für die smart level control wird der Wasserbehälter Pegelsonde benötigt. Ein passendes Schlauchset ist im Lieferumfang der smart level control vorhanden.