Mit neuen Baustoffen und Rohrmaterialien sinken die Leckdichte und die dabei austretenden Gasmengen drastisch. Umso wichtiger ist die effektive Vorortung bei der systematischen Rohrnetzinspektion. Kombinierte Verfahren gehen fokussiert bei der Vorortung sowie pragmatisch bei der Eingrenzung vor – und liefern Ergebnisse, die sowohl sicher als auch wirtschaftlich sind.

Zu den Verfahren der Gasrohrnetzüberprüfung nach DVGW Arbeitsblatt G 465 lesen Sie gerne unseren ersten und ausführlichen Blogbeitrag Moderne Gasleckortung zu diesem Themenschwerpunkt.

In Zukunft könnten diese Verfahren noch um fahrzeuggestützte Methoden und die optische Ferndetektion ergänzt werden.

Aktuelle Entwicklungen bei Regelwerk und Technik - G 465-1

Mit der Überarbeitung des Arbeitsblattes G 465-1 im Mai 2019 werden neue Verfahren und Technologien zur Überprüfung von Gasrohrnetzen aufgeführt und als Stand der Technik beschrieben. Hierzu gehören die fahrzeuggestützte oberirdische Überprüfung und die Überprüfung mittels optischer Ferndetektion. Allerdings unterliegen beide Methoden bestimmten Einschränkungen, solange deren Gleichwertigkeit zur konventionellen Gasspürtechnik nicht nachgewiesen ist.

Die Vergleichbarkeit der Verfahren in Theorie und Praxis ist aktuell Gegenstand eines DVGW-Forschungsvorhabens.

Die fahrzeuggestützte Überprüfung ist in vielen europäischen Ländern etabliert. Für Deutschland ermöglicht G 465-1 die fahrzeuggestützte Überprüfung, wenn sie oberhalb des Leitungsverlaufes erfolgt und der Auftraggeber, also in der Regel der Netzbetreiber, den Einsatz beurteilt und freigibt. Das bedeutet einen eingeschränkten Einsatzbereich im Rahmen der Gasrohrnetzüberprüfung.

Ausführlichere Informationen rund um das Thema fahrzeuggestützte Überprüfung von Gasleitungen und einen Testbericht vom ÖVGW finden Sie auch in unserem Blogbeitrag Gasspürfahrzeug.

Esders-GasCar

Aus unserer Sicht sollte die fahrzeuggestützte Überprüfung nur außerhalb bebauter Gebiete in einem Mindestabstand von 20 m zur Bebauung erfolgen. Hier sind das Gefahrenpotenzial, dass sich Methan in Hohlräumen sammelt, sowie mögliche Messfehlerquellen deutlich geringer. Beispielsweise sind Fahrbahnen im innerstädtischen Bereich am Rand und damit in dem Bereich, in dem Gas in der Regel bei intakter Fahrbahndecke austritt, häufig durch parkende Fahrzeuge blockiert. Limitiert ist auch der Einsatz optischer Verfahren, solange deren Gleichwertigkeit nicht nachgewiesen ist. Die handgeführten Lasergeräte kommen meistens zum Einsatz, wenn das unmittelbare Abspüren nicht möglich ist, weil die Leitungen nicht direkt zugänglich sind oder gar kein Zutritt zum Grundstück besteht. Hier gilt bis zum Nachweis der Gleichwertigkeit der Grundsatz, dass die Lasermessung zu einem späteren Zeitpunkt mit akzeptierter Technik überprüft und abgesichert werden muss.

Gasferndetektion-ELLI

Die optische Ferndetektion unterscheidet zwischen aktiven Systemen, also handgeführte Laser-Methan-Detektoren, und passiven Systemen in Form von Gas-Kameras, die Temperaturunterschiede sichtbar machen.

Gas-Kameras haben sich beim Einsatz an Brückenleitungen und oberirdischen Rohren, beispielsweise in Kompressorstationen oder bei Untertage-Erdgasspeichern bewährt. Zur Überprüfung erdverlegter Leitungen sind sie nicht zu empfehlen, weil der Temperaturunterschied zwischen Boden und austretendem Gas zu gering ist. Die handgeführten Lasergeräte können bei guter optischer Reflektion ebenfalls an oberirdischen Leitungen eingesetzt werden. Als Sicherheitsmessung auch bei nicht zugänglichen erdverlegten Leitungen werden sie bereits häufig eingesetzt. Weiterführende Informationen finden Sie auch in unserem Blogbeitrag Gasferndetektion – Laser Infrarotspektrometrie.

Mittelfristig wird das DVGW Forschungsvorhaben Aufschluss darüber geben, inwieweit optische Verfahren dieselbe Sicherheit wie der Einsatz von Gasspürgeräten nach G 465 bieten.

Aus unserer Sicht empfehlen sich aktive Laser-Systeme für den Einsatz im Gebäudeinnern, beispielsweise bei Industrieanlagen. Passive Systeme sind bei oberirdischen Rohrleitungen außerhalb von Gebäuden die Methode der Wahl.

Die Zukunft wird weitere messtechnische Veränderungen bringen und auch die Rohrnetzüberprüfung in Teilbereichen verändern. Unabhängig davon gilt, dass auch die beste und modernste Messtechnik ohne qualifiziertes Fachpersonal keine optimalen Ergebnisse sicherstellt.

 

Die vollständige Printversion unseres Fachbeitrages finden Sie auch in der aktuellen Ausgabe der gwf Gas+Energie 10/2020.