Dieser Blogbeitrag zu den Grundlagen der Wasserdruckprüfung ist ein Einleitungsbeitrag und auch für Schüler und Fachfremde geeignet. Für erfahrene Kenner geht es in den nächsten Beiträgen zur erfolgreichen Wasserdruckprüfung weiter in die Tiefe der unterschiedlichen Verfahren und ihrer Anwendung im Arbeitsalltag.
Die Grundlagen verändern sich ja kaum, dennoch gibt es einige Neuerungen und Anpassungen im Arbeitsblatt W 400-2.
Hier finden Sie die aktuellen Blogbeiträge zum Thema W 400-2
Unser Wasserverteilungssystem unterscheidet Brauch- und Trinkwasserleitungen. Wir konzentrieren uns im Folgenden auf die Trinkwasserleitungssysteme.
Das Wasser fließt mit einem bestimmten Druck durch unsere Leitungen. Für die Qualität und Sauberkeit unseres Trinkwassers ist es notwendig, dass das Wasser nicht lange in der Leitung steht. Damit unser Wasser möglichst sauber ist, werden nicht nur Pumpwerke und Druckerhöhungslangen eingesetzt, sondern auch das Material der Leitung wird beachtet. Für die einzusetzenden Werkstoffe gibt es zahlreiche Anforderungen und technische Regeln, die in der Europäischen Norm DIN EN 805 und nach DVGW W 400 Wasserverteilungsanlagen festgeschrieben sind. Diese beschreiben den allgemein anerkannten Stand der Technik in Europa und Deutschland.
Versorgungsdruck
Der Netzbetreiber legt fest welche Drücke gefahren werden. Um ein Einfamilienhaus im platten Emsland mit Wasser zu versorgen sollte ein Druck von 3 bar ausreichen. Die Rohrleitungen haben in der Regel kleine Nennweiten und müssen einem Betriebsdruck von mindestens 10 bar standhalten. Was ist aber mit Hotels mit höhergelegenen Stockwerken oder Hochhäusern in Großstädten? Hier muss mit höherem Druck gefahren werden, damit auch in den oberen Stockwerken ein ausreichender Wasserdruck gewährleistet ist.
In bergigen Gebieten sieht es mit dem Druck in der Versorgungsleitung ganz anders aus als bei uns im Emsland. Während hier mit niedrigeren Drücken gefahren wird und 10 bar nicht überschritten werden (der Versorgungsduck im Verteilsystem im kommunalen Bereich ist eher deutlich darunter mit 6 bar), so wird das Netz in bergigen Gebieten mit bis zu 15 bar betrieben. Die Druckprüfungen erfolgen dort auch – entsprechend dem Material – mit höheren Drücken.
Für den Hausanschluss wird ein Druckminderer in die Hausanschlussleitung eingesetzt, um den Druck der Zuleitung an den benötigten Druck der Hausleitung anzupassen.
Fließgeschwindigkeit
Auch die Fließgeschwindigkeit des Wassers ist im DVGW-Regelwerk mit einem mittleren Stundendurchfluss von größer/gleich 0,005 m/s festgeschrieben (Technische Regeln Wasserverteilungsanlagen (TRWV), Arbeitsblatt W 400-1). Je geringer die Fließgeschwindigkeit im Rohr, desto länger wird die Verweildauer des Wassers bei geringen Entnahmen. Das kann unter Umständen zu einer Verkeimung führen. Daher sollten selten genutzte Leitungen gespült werden.
Was ist eine Wasserdruckprüfung?
Eine Wasserdruckprüfung ist eine Methode, um neu verlegte Rohrleitungen auf ihre Dichtheit zu prüfen. Für Verteilungsleitungen ist der Wasserversorger verantwortlich. Dort gilt die TRWV. Druckprüfungen an Wasserleitungen werden nach den technischen Regeln DVGW W 400-2 ordnungsgemäß durchgeführt. Eine Undichtigkeit ist aus zwei Gründen schlecht. Erstens wird eine wertvolle Ressource verschwendet und zweitens kann das Trinkwasser verunreinigen. Die Dichtigkeit ist eine Voraussetzung für die Abnahme und Inbetriebnahme der Leitung.
Wann wird eine Wasserdruckprüfung durchgeführt und welche Verfahren gibt es?
Nach DVGW W 400-2 (Bau und Prüfung von Trinkwasserverteilungsanlagen) gilt grundsätzlich: Jede Trinkwasserrohrleitung ist nach Ihrer Verlegung einer Wasserdruckprüfung zu unterziehen! Das beinhaltet auch die Wiederinbetriebnahme nach einer Rohrsanierung.
Jedes Druckprüfverfahren muss in drei Schritten ausgeführt werden (DIN EN 805):
- Vorprüfung
- Druckabfallprüfung
- Hauptprüfung
Voraussetzung für eine erfolgreiche Druckprüfung
Der zu prüfende Leitungsabschnitt wird mit Trinkwasser gefüllt und entlüftet. Grundvoraussetzung für die Beurteilung der Dichtheit einer Rohrleitung ist die ausreichende Entlüftung. Durch Spülen mit Wasser ist diese nicht immer herzustellen, daher sollte in diesen Fällen eine Molchung durchgeführt werden. Problematisch haben sich z.B. Rohrleitungen gezeigt, die mit grabenlosen Verfahren verlegt werden. Diese Verlegeweise kann dazu führen, dass das Rohr nicht nur waagerecht, sondern auch bogenförmig verlegt wird. In den höher gelegenen Abschnitten kann die Luft durch Spülung nicht sicher entfernt werden.
Was ist eine Molchung?
Das Verfahren der Molchung ist die Lösung für eine luftfreie Leitung. Dabei wird ein Kunststoffkörper der sich dicht an die Wandung anlegt, mit dem Medium Wasser durch die Rohrleitung geschoben. Aufgrund des raumfüllenden Abschlusses bis zur Rohrwandung, wird auch eventuell vorhandene Luft durch die Leitung geschoben und kann am anderen Ende der Leitung entweichen. Dort wird auch der Molch wieder aus der Leitung entfernt. Die Leitung ist dann komplett mit Wasser gefüllt und nahezu luftfrei. Es können lediglich sehr geringe Restmengen an Luft, z.B. an Rohrleitungsverbindungen, zurück bleiben.
Beispiele Molche
Eine „luftfrei“ gefüllte Rohrleitung ist entscheidend für eine erfolgreiche Druckprüfung!
Was ist zu beachten?
- jede Art von Fremdkörper muss vor Prüfung aus der Rohrleitung entfernt werden
- die Rohrleitung ist bei geöffneten Ventilen und ausreichender Entlüftung zu füllen
- füllen nur mit „Trinkwasserqualität“
- gleichzeitige Zugabe von Desinfektionsmittel ist möglich
- füllen immer vom Tiefpunkt zum Hochpunkt!
Eine schlecht entlüftete Leitung ist bereits in der Druckaufbauphase zu erkennen. Hierzu haben wir einen Versuch mit der MPP an unserer Teststrecke in Haselünne gemacht (mit 0%, 2% und 5% Luftanteil in der Leitung). Je mehr Luft sich in der Leitung befindet, desto länger benötigt die Pumpe für den Druckaufbau und um so bauchiger sieht der Verlauf im Diagramm aus.
Es ist gut zu erkennen, dass sich die Luft im unteren Druckbereich extrem auswirkt und sich der Druckaufbau um Minuten verzögert. Das ist in den allermeisten Fällen nicht auf einen Defekt der Pumpe zurückzuführen, sondern auf eine schlecht entlüftete Leitung. Ist erst einmal ein Druck von 10 bar aufgebaut, ist kaum noch ein Unterschied vorhanden.
Wie gut eine Molchung funktioniert, sehen Sie im Video.
Die Rohrsimulation ist aus PVC, damit das Füllen und Spülen zum Entfernen der Luft und der Molch sichtbar werden.
Im vorderen Bereich ist ein Streckenabschnitt, wie er bei einem Düker vorkommt.
Im hinteren Bereich ist ein welliger Streckenabschnitt, wie er beim grabenlosen Rohrvortrieb vorkommt.
Zur weiteren Vertiefung in die Thematik der Wasserdruckprüfung lesen Sie auch Grundlagen Wasserdruckprüfungen – W 400-2 und Grundlagen Wasserdruckprüfungen – Druckverlustmethode nach W 400-2.
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