- Für die Vorortung von Leckstellen -
Die Qualität einer Rohrnetzüberprüfung hängt, wie fast alle Arbeiten, sowohl vom Werkzeug (Messgerät) als auch vom Anwender ab. Beide Faktoren sind etwa gleichwertig vom Einfluss auf die Qualität der Arbeiten.
Ein schlecht geschulter Anwender wird auch mit den besten Geräten keine guten Leistungen bringen und ein gut geschulter Anwender kann mit minderwertigen Gerätschaften auch keine Qualitätsarbeit abliefern.
Welche Ansprüche sind an die Messtechnik zu stellen?
Die Vorgaben des DVGW finden sich in der G 465-4.
- Ansprüche an die Messtechnik -
- Hohe Empfindlichkeit im ppm-Bereich mit einer Auflösung von 1 ppm
Eine Gasleckstelle lässt sich an der Erdoberfläche häufig nur durch sehr geringe Gasaustritte im niedrigen ppm-Bereich orten. Daher ist eine hohe Empfindlichkeit ausschlaggebend bei der systematischen Rohrnetzüberprüfung. Denn das Messgerät wird mit langsamen Fußgängertempo (ca. 4 km/h) entlang der Rohrtrasse geführt und verweilt nur sehr kurz an einer Position. Bei einer kleinen Gasausbreitung, oder wenn der Gasaustritt nur am Rande begangen wird, hat das Messgerät nur für sehr geringe Zeit die Möglichkeit Gaskonzentrationen mit anzusaugen.
Wenn Sie zu schnell gehen, dann kann das Messgerät über die Teppichsonde kein Gas ansaugen und keine Werte anzeigen. Sie könnten durch zu große Eile eine mögliche Leckstelle überrennen.
Nehmen Sie sich Zeit für die Vorortung von Leckstellen.
Weitere wichtige Ansprüche an die Messtechnik sind:
– Möglichst gute Selektivität für das Zielgas Methan, also eine möglichst geringe Beeinflussung durch Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Feuchtigkeit.
Da ein Großteil der Rohrnetzüberprüfung im innerstädtischen Bereich stattfindet, wird die Messung häufig durch Verkehrsabgase beeinflusst. Daher ist es von Vorteil, wenn die Sensorik nicht stark auf Kohlenmonoxid und Kohlendioxid reagiert. Sonst kommt es immer wieder durch Abgase zu Gasanzeigen und der Gasspürer muss abwarten und kontrollieren ob es wirklich Gas oder Abgas gewesen ist, was die Anzeige hervorgerufen hat.
Da die Oberflächen auf denen gemessen wird, immer wieder wechseln, ist davon auch die Feuchtigkeit des angesaugten Gases betroffen. Rasenflächen oder der Wechsel zwischen Sonne und Schatten können hier eine Rolle spielen. Dies führt nicht nur bei Halbleiter-Sensoren (HL Sensoren) zu veränderten Anzeigen.
Aus der Erfahrung kann ich berichten, dass zuweilen auch Rasendünger Schwierigkeiten verursachen. So hatte ich auf einem Rasenabschnitt, den ich bei einer Hausanschluss-Inspektion begehen musste, stetig langsam ansteigende Messwerte. Da ich an unterschiedlichen Positionen immer die gleichen Reaktionen bekam, bin ich auf dem Rasenabschnitt, der am weitesten entfernt von der Gasleitung lag entlang gegangen, um dort die Reaktion zu prüfen. Erstaunlicherweise stieg hier die Anzeige auch langsam, aber stetig an. Das hat dann die Entscheidung herbeigeführt, dass wir es nicht mit einem Gasaustritt zu tun haben können.
– Sehr schnelle Gasanzeige (Reaktionsgeschwindigkeit)
Die Reaktionsgeschwindigkeit hat eine starke Auswirkung auf die Qualität der Gasanzeigen. Je schneller das Gerät reagiert, umso besser werden kleine Gaskonzentrationen angezeigt und nicht „überlaufen“, also übersehen. In den technischen Daten ist sie meistens als T90-Zeit angegeben. Das bedeutet die Zeit, die benötigt wird, um 90 % der Endanzeige zu erreichen.
– Eine unkomplizierte, einfache Bedienung
– Da die Daten der Rohrnetzüberprüfung häufig in Verbindung mit GIS Daten (Geografische Informationssysteme) dokumentiert werden sollen, ist eine einfache Datenübertragung, zum Beispiel per Bluetooth oder LTE von Vorteil.
Das Messgerät
Es sollte kleine Gaskonzentrationen möglichst schnell anzeigen also eine niedrige T90 Zeit haben.
Dies überprüfen wir mit einem 10 ppm-Test, den wir mit Testgas und einer Teppichsonde durchführen. Laut DVGW G 465-4 ist dieser täglich vor und nach dem Einsatz notwendig. Die Aufgabe von Prüfgas muss immer mit einem Sondensystem erfolgen, um das Ansprechverhalten des Sensors unter realen Paxisbedingugnen zu testen.
Für die Anzeigegenauigkeit des Messgerätes zur oberirdischen Überprüfung wird beim 10 ppm-Test die Zeit gemessen, die das Messgerät benötigt, um die minimale Anzeige von 8 ppm anzuzeigen (maximal innerhalb von 10 Sekunden). Dies wurde im Mai 2019 im DVGW-Regelwerk von 10 ppm auf 8 ppm geändert und findet sich in Anhang C des Arbeitsblattes DVGW G 465-4 wieder.
Die Absenkung von 10 ppm Anzeige auf 8 ppm Anzeige ist folgendermaßen begründet:
Das Testgas beinhaltet 10 ppm Methan in synthetischer, also reiner Luft. Der Nullpunkt der Messgeräte wird jedoch in Umgebungsluft gesetzt. Da die Grundkonzentration in Umgebungsluft jedoch schon ca. 2 ppm Methan beträgt, stellt der Nullpunkt in Wirklichkeit einen Messwert von 2 ppm dar. Beim Wechsel von Umgebungsluft mit 2 ppm Methan auf reine Luft mit 10 ppm Methan, kann also nur eine Anzeige von 10 ppm – 2 ppm = 8 ppm erwartet werden.
Unser Profigerät für die Rohrnetzüberwachung, das HUNTER, zeichnet sich durch besonders schnelle Reaktionszeiten und geringe Querempfindlichkeit aus. Daher kann die Alarmschwelle auch problemlos auf <= 5 ppm abgesenkt werden. Somit werden kleinste Gasanzeigen nicht übersehen. Das halte ich bei unseren niedrigen Schadensquoten für ausschlaggebend
Ein Messgerät sollte auf keinen Fall träge reagieren und anzeigen. Auch das Rücklaufen auf Null ist hier zu beachten. Das Gerät sollte auch nicht zu stark auf die Änderung der relativen Luftfeuchte regieren. Die Reaktion auf Feuchtigkeit kann ganz einfach durch das Ansaugen von Atemluft eingeschätzt werden.
Je nach Einsatzgebiet ist es manchmal von Vorteil eine hohe Selektivität auf Methan zu haben. Wer also nur in Erdgasnetzen unterwegs ist, für den ist eine Anzeige von ausschließlich Methan (CH4) von Vorteil.
Wenn wir in die Zukunft blicken, erwarten wir jedoch die Beimengung von Wasserstoff. Während man in der Vergangenheit von max. 10% Wasserstoff Beimengung ausging, sind aktuell Konzentration von 20% im Gespräch. Das würde dazu führen, dass einem Messgerät, welches nur auf Methan reagiert, 20% Gas zum Nachweis fehlen oder vereinfacht gesagt 20% der Anzeige fehlen.
Da dieses Thema hochaktuell ist, werden wir in einem der nächsten Beiträge auf Wasserstoff und die Reaktion der Wirkprinzipien und Geräte darauf eingehen.
Das Tragesystem
Das Tragesystem ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Denn wenn der Anwender acht Stunden und mehr am Tag die Arbeiten ausführt, kann es darüber entscheiden, ob es angenehm zu tragen ist oder Probleme bereitet. Gerade in Verbindung mit der Nutzung von Notebooks oder Tablets, muss die Lösung ergonomisch und praxisgerecht sein. Ein Praxistest ist daher zu empfehlen, bevor man eine Entscheidung trifft.