„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen“, schrieb der Dichter Matthias Claudius. Martin Esders bereiste jetzt für die Esders GmbH mit Sitz in Haselünne den Südosten der Volksrepublik China. Zurück aus dem Reich der Mitte berichtet der Haselünner von galoppierendem Wachstum, gigantischen Infrastrukturprojekten und einem dramatischen Stadt-Land-Gefälle.
Hauptanlass seiner Reise war die chinesische Leitmesse für Gastechnik und -versorgung Gas & Heating in Hangzhou im Osten Chinas. Die Esders GmbH stellte hier parallel zur deutschen gasfachlichen Tagung „gat“ in Berlin ihr neues explosionsgeschütztes Gaswarn- und -messgerät OLLI vor. Sowohl in Europa als auch in China soll das in Haselünne entwickelte und gefertigte Gerät die Marktposition der Esders GmbH festigen und ausbauen. Dabei trifft es auf teils sehr gegensätzliche Voraussetzungen.
Das verdeutlichen allein die nackten Zahlen: Laut Zhang Weiwei, Professor für internationale Beziehung an der Fudan-Universität in Shanghai, wurden in China circa 600 Millionen Menschen binnen einer Generation aus bitterer Armut befreit. In nahezu allen Provinzen werden, wo noch nicht vorhanden, große Gasversorgungsnetze gebaut. „Die jährliche Bautätigkeit in China beträgt ein Vielfaches von dem, was in Europa in den vergangenen Jahrzehnten entstanden ist“, sagt Martin Esders. Die Gasversorgung für Shanghai, das offiziell 30 Millionen Einwohner beherbergt, werde für 40 Millionen Bürger ausgelegt. Ob dies vorausschauend mit Blick auf das Bevölkerungswachstum oder aufgrund statistischer Unschärfen und Dunkelziffern geschehe, vermag Martin Esders nicht zu beurteilen.
Stadt-Land-Gefälle
Gleichwohl gebe es sowohl in technischer als auch in sozialer Hinsicht ein starkes Stadt-Land-Gefälle. Während in und um die Megastädte wie Shanghai modernste Versorgungsinfrastruktur entsteht, ist es für die Landbevölkerung immer noch Standard, einzelne Flüssiggasflaschen auf dem Mofa nach Hause zu transportieren. Die demographische Entwicklung sei von einer extremen Abwanderung der Landbevölkerung in die Städte geprägt: „Im Dorf hat man nahezu keine Zukunft, es sei denn man ist Landwirt und von Haus aus mit Land ausgestattet“, sagt Martin Esders.
In den Städten hingegen sah Martin Esders im Vergleich zu Reisen etwa vor drei Jahren gar keine Mofas mit Verbrennungsmotor mehr. „Fahrverbote und Herstellerquoten für Elektrofahrzeuge werden von der Regierung sehr rigoros zu Gunsten der Luftqualität umgesetzt“, berichtet Esders. Selbiges gelte für die Verlagerung der Schwerindustrie aus den Städten hinaus. „Die Mitarbeiter müssen da einfach mitziehen, notfalls wird hierzu ein ganzer Stadtteil aus dem Boden gestampft.“ Endlos-Bauprojekte der öffentlichen Hand wie Stuttgart 21 oder der Berliner Pannenflughafen BER seien in China undenkbar. Innerhalb kürzester Zeit wird beispielsweise ein neuer internationaler Flughafen in Beijing gebaut.
China ist großer Markt
Für die Esders GmbH ist China ein großer Markt mit enormen Potenzial aber auch sehr speziellen Ansprüchen. „Die Chinesen suchen global nach dem technischen Optimum, vergleichen die Kosten aber mit lokalen Anbietern“, berichtet Martin Esders. Um hier preislich mithalten zu können, wurde bei der Entwicklung des Gas-Mehrbereichsmessgerät OLLI viele Gedanken in den modularen Aufbau und eine effiziente Fertigung investiert. „Nur so können wir mit der Produktion im Hochlohnland Deutschland im harten, weltweiten Wettbewerb bestehen.“